FSV – Spvgg Greuther Fürth 1:1
Zuschauer: 4853
Wetter: Sonnig warm – Feierabendstimmung
Über dem Bornheimer Hang lag eine abendliche Spätsommer-Sonne und der Biergarten hinter dem Licherausschank-Wagen war eine viertel Stunde vor Sechs gut besucht. Wären die Biergarnituren nicht vor dem Volksparkstadion aufgestellt, der Besucher hätte an einen Grillabend in einer Kleingartensiedlung denken können.
Auf dem Weg vom Eisstadion hatte ich etwa eine Handvoll Stadion-Polizisten/innen gezählt, die wahrscheinlich nicht wußten, warum sie hier wieder Überstunden ansammeln mussten. Wenigstens hatten sie die müden Stadion-Schäferhunde zuhause gelassen. Die Anhänger des mittelfränkischen Traditionsvereins hatten im Gefahrenranking der Sicherheitskräfte offenbar den Status: „Harmlos“ und dem wurden sie nachdrücklich gerecht. Nach dem kurzen Auftritt in der Eliteliga hat die Kleeblattgemeinde offensichtlich Anhänger verloren. Im Gästeblock hätten problemlos noch einige Duzend Busladungen von ihnen Platz gefunden. Ihr Freitagabendausflug in die hessische Fußballmetropole konnte entfernungsmäßig immerhin fast als Lokalderby eingestuft werden. Die überschaubare grün-weiße Ultra-Gruppe seitlich hinter dem Tor unterbrach während der Spielzeit nur einmal kurz ihre Gesangs- und Bewegungsrituale, dies geschah in der Anfangsphase des Matches und hatte mit dem Spielverlauf zu tun.
Das war` s auch schon an Aktivitäten, die Kleeblatt-Unterstützer, die sich einen bequemen Sitzplatz im unteren Bereich der Gegentribüne geleistet hatten, waren so ruhig wie ein fränkischer Eichenwald an einem windlosen Wintertag. Ich setzte mich neben einen von ihnen, er trug ein grün-weißes Ergo-Direkt Trikot. Erst als er in der 81. Min mit einem spontanen Sprung aus der Sitzhaltung, begleitet von einem intensiven Freudenschrei, auf das Spielgeschehen reagierte, wußte ich, dass er nicht eingeschlafen war. Bis dahin konnte ich nebenbei ungestört den fachkundigen Fußballkommentaren und den Bornheimer Stammtischthemen der FSV-Rentner hinter uns folgen.
Vor dem Spiel hatte ich Michael getroffen. Vor etwa zwei Jahren hatten wir uns im FSV Stehplatzblock nahe am Bierstand kennengelernt. Wir waren schnell ins Fachgespräch eingestiegen und ich merkte gleich, dass er zu jenen Experten gehört, deren Fußballsozialisation mit oder gleich nach der Geburt begonnen hat. Im selbstgewählten oder auch fremden Auftrag bereist er seit Jahrzehnten die lokalen und die fränkischen Fußballplätze. Seit einiger Zeit hält er mich auch auf dem Laufenden, was in der Fußballprovinz meiner unterfränkischen Geburtsheimat los ist. Aber das sind wieder andere Geschichten.
Das Spiel hatte pünktlich um 18.30 Uhr begonnen und das bemerkenswerteste war die ungewöhnliche Arbeitsbekleidung der Fußballfreunde aus dem ehemaligen Ronhof, die heute in einer Arena spielen müssen, deren Namen: „Trolli“ offensichtlich aus einem Stück der Augsburger Puppenkiste geklaut wurde. Hätten die 14 eingesetzten Vollprofis besser gekickt, sie wären in ihren orangefarbig leuchtenden Trikots, Hosen und Stutzen ohne weiteres als irgendein Auswahlteam unserer Fußballfreunde aus der Niederländischen Nachbarschaft durchgegangen. In der 15. Min. tankte sich A. Huber auf der rechten Seite durch und schlug eine weite Flanke, nicht auf die Haupttribüne, sondern fein getuned auf D. Epstein, der nicht verwandt ist mit dem verstorbenen Beatles-Manager Brian Epstein, der drosch die Kugel volley ins Netz.
Leider konnte Huber, der für den FSV das ist, was Berti Vogts für Borussia M-gladbach in den 1970er war, die Aktion nicht wiederholen, so dass die FSV-Fans auf den Stehplätzen nur einmal jubeln konnten.
Dieses Ergebnis hielten die Frankfurt-Bornheimer Torminimalisten bis zur 81. Min. Inzwischen war es schon düster geworden und das Flutlicht beleuchtete die letzten Arbeitsbemühungen der Profis. Nach einer überflüssigen Zugabe von zwei Min. war das Match vorbei. Die beiden Teams verabschiedeten sich vor dem Duschen von ihren Anhängern, die mit dem Ergebnis und den Leistungen offensichtlich zufrieden waren. Patrick Klandt klatschte wieder in ein paar hundert Hände und lies sich bereitwillig für allerlei Erinnerungsfotos mit Familien, Kleinkindern und Fußballkumpel-gruppen ablichten. Die Gästefans streben entspannt an den Polizisten vorbei zu ihren Bussen. Ein Teil der FSV ler stand noch in Männergruppen, um den Licherausschank, war unaufgeregt bei der Nachbesprechung und trank ein letztes Stadionbier.